Seit etlichen Jahren besitze ich einen eigenen Beamer, um ihn in der Schule einsetzen zu können. Bei 120 Kollegen sind gerade in der Zeit vor den Ferien drei Beamerkoffer, von denen zwei funktionieren, einfach ein bisschen zu wenig…
Dabei gab es jedoch für mich einige Schwierigkeiten.
- Der Aufbau der gesamten Anlage (Verlängerungskabel, Laptop, Beamer) nahm grundsätzlich einiges an Zeit in Anspruch.
- Die verschiedenen Komponenten zu tragen war umständlich.
Daher habe ich mich entschiedenen, alle notwendigen Elemente in einem Koffer zu kombinieren.
Hardware
Zur Verfügung stand ein alter Moderationskoffer, der von allem Innenleben (Holztrenner) befreit und dann etwas abgeschliffen wurde. Außen dran wurde ein Router geschraubt. Die Verkabelung mit LAN-Kabel und Strom fehlt auf dem Foto, aber dafür ist das viereckige Loch da. Innen im Kasten wurde der Beamer an den Deckel geschraubt. Wir musste eine kleine Ecke aus dem Holz sägen, damit die Linse nicht am unteren Rand verdeckt wurde. Höher konnte man ihn nicht einstellen, weil es dann mit der Dicke meines alten Thinkpads nicht mehr geklappt hätte.
Das Verlängerungskabel mit 3er-Stecker hat rechts daneben Platz und wurde gleich fertig eingesteckt – Router, Beamer, Laptop. Die Kabel wurden sortiert und mit Kabelbindern fixiert. Nach etwas längerem Gebrauch kann ich jetzt sagen, dass der Knick im Stromkabel oben rechts am Laptop nicht unbedingt geholfen hat, das alte Kabel heil zu lassen. Es hat in der Zwischenzeit einen ausgeprägten Wackelkontakt, der zu Beginn der Aktion noch sehr selten auftrat. (Er war aber schon vorher da, deswegen ist das blaue Schrumpfschlauchstück da.)
Ganz zu Beginn waren am Deckel noch zwei Holzklötze, die im aufgeklappten Zustand den Deckel waagrecht gehalten haben (er kippt sonst bis zum Boden), aber die habe ich aus Gründen des Tragekomforts rasch wieder abgenommen.
In der Praxis hat es beide Probleme behoben: Nun musste ich noch nach einen, wenn auch schweren, Koffer herumtragen und der Aufbau war sehr schnell – Koffer auf den Tisch, aufklappen (Bücher drunter zum Höhe einstellen), Stromkabel raus, Stecker rein, hochfahren.
Es haben sich aber auch ein paar neue Probleme ergeben: Dadurch, dass der Laptop unten in dem Koffer liegt, muss man nun beim tippen oder zeigen in den Koffer greifen – das ist kein Problem bei einer Präsentation oder einem Film, aber unbequem beim einrichten oder für den Fall, dass man doch mal im Unterricht an der Beamerwand was eintippen will. Im Laufe der Zeit habe ich den Koffer deswegen wieder etwas auseinander genommen. Jetzt sind nicht alle Kabel ständig fest gebunden – das Notebook kann herausgenommen werden, um es neben den Kasten zu stellen.
Software
Das Thinkpad ist mit Linux und einer Apache-Serverlösung ausgestattet. Es hat grundlegende Office-Programme (Libre Office). Zudem ist ein Passwort-Verwaltungstool und eine Verbindung zu meiner Cloud bei meinem Benutzer installiert. Es gibt einen Schüler-Account mit eingeschränkten Rechten, so dass ich auch Schülerpräsentationen via USB Stick ect. zulassen kann.
Im Serverbreich war eine Etherpad-Lite Instanz installiert, der Router stellte dazu ein freies WLAN zur Verfügung. Die Konfigurationen hierzu habe ich von meinem Göttergatten machen lassen. Es hat hervorragend in der Praxis funktioniert, bis ich es durch das probeweise Installieren von einigen PlugIns zerschossen habe. Seitdem nutze ich auch den Router nicht mehr – stattdessen habe ich jetzt einen LTE-Router, der mir einen wirklichen Internetzugang für etwa die Hälfte der Klasse erlaubt. Das ist zwar langsamer und datenschutzrechtlich viel bedenklicher, aber da ich derzeit oft mit meiner Oberstufe in einem Moodle arbeite, war eine lokal beschränkte Lösung nicht mehr so attraktiv.
Wir haben via VNC Viewer eine Verbindung zwischen dem Thinkpad und meinem Yogabook hergestellt, so dass auch der Bildschirm des mobil durch die Klasse getragenen Yogabooks an die Wand geworfen werden konnte. Das Yogabook hat eine Tabletfunktion und die Smartnote-Notebook-Software installiert. Theoretisch hätte man also ein Smartboard gehabt, das man durch die Klasse tragen konnte. In der Praxis enstand allerdings ein Problem durch die schwache Rechenleistung aller beteiligten Geräte: Die Übertragung auf den Beamer war sehr ruckelig und auch die Notebook-Software lief nur ruckelig. Einen flüssigen Workflow konnte man so nicht herstellen. (Aber Schüler nachhaltig beeindrucken, was mit günstiger Technik denkbar ist…) Da ich auch keine didaktische oder pädagogische Notwendigkeit für ein derartiges Setting hatte (wir haben in vielen Räumen Smartboards), haben wir die Bastelei an dieser Stelle eingestellt. Ich übertrage nur noch ab und zu via „echtem“ Internet das Bild meiner Handykamera an den Beamer bzw. das Smartboard, um Schülerlösungen an der Tafel zeigen und diskutieren zu können. Falls ich in einem Raum ohne Smartboard eine Zeichenwand brauche, kabel ich den Beamer um und schließe das Yogabook direkt an – das kostet zwar Zeit, kommt aber auch nicht oft vor.