Der erste Schnee (2007)

Grad noch Sommer, ein Falter flog zur Sonne.
Wiegte sich im Himmel, trunken vor Wonne.
Ach, es kam der Wind von Norden her,
da fiel das Fliegen ihm so schwer.
Fiel vom Himmel, verlor den Mut.
Heftiger blies der Wind in seiner Wut.
Da verkroch er sich tief in einem Baum,
frierend träumt er einen Sommer-Traum.
Halb schlafend zieht er ein Blatt über sich,
jeder Stoß des Windes ist ein kalter Stich.
Ach, was tut die Kälte ihm so weh.
Welcher Falter überlebt den ersten Schnee?

Der Flügelschlag eines Schmetterlings (2007)

Der Flügelschlag eines Schmetterlings - ein Hauch,
so streichelzart, kaum jemand kann ihn spüren.
Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann auch
zu riesen-riesengroßen Stürmen führen.

Wenn leise, versteckt ein Schmetterling erwacht,
klar und leuchtend ausbreitet seine Schwingen,
dann kann es sein, dass er einen Sturm entfacht
und bald wird ihm Unmögliches gelingen
.
Dann torkelt er wie trunken auf zur Sonne,
flattert wiegend im Wind, singt summend vor Glück,
tanzt in seinem Sturm, genießt es voll Wonne,
sinkt hernieder, hinauf und fliegt noch ein Stück.

Ich stehe im Gras, betrachte ihn versunken,
wie ist der Schmetterling vor Glück so trunken!
Sehe in die Sonne. Wohin willst du fliegen?
Es summt leise im Wind. Die Welt besiegen.

Hoffnung

Du:
Ohne Maske will ich dich sehen,
Ohne Maske ganz vor dir stehen.
Ich will, dass du jetzt bei mir bleibst
Und mit mir von uns'rer Liebe schreibst.

Ich:
Geborsten ist das Land und grau,
So kalt der Wind und schneidend rau.
Ganz tief in schwarzer Erde Heim
Da liegt ein zarter, kleiner Keim.

Wartet, dass die Wunden heilen,
Wartet, dass die Wässer eilen,
Wartet auf den warmen Schein.
Wartet, will doch lebend sein.

Hoffnung heißt der kleine Sproß.
Hoffnung macht auch Kleines groß.
Hoffnung ist, was ich verlor'n.
Hoffnung ist durch dich gebor'n.

Denn:

Du bist für mich Sonnenschein,
Du machst große Sorgen klein,
Du bist Wasser für den Geist
Und ich will, dass du das weißt.
Dass du's nie, ja nie vergisst
Und ab jetzt für immer bist.

Dein Wort

Dein Wort, das bezwingt mich nieder,
Dein Wort, das erhebt mich wieder.
Dein Wort verdunkelt meinen ganzen Tag,
Dein Wort, durch das ich wieder lachen mag.

Du sagst, das bringt nichts, dein Wort.
Du fragst, was soll das, dein Wort.

Dein Wort muss nicht gesprochen sein,
Dein Wort wirkt auch durch Blick allein,
Dein Wort ist doch mein Ankerpunkt,
Und schweigst du, brech ich still entzwei.

Sommerwind

Der warme erste Sommerwind
streicht so sanft durch mein Gefieder,
ängstlich, dass sie nicht verloren sind,
strecke ich die Flügel wieder.
Wie die Sonne so weich und zart,
trägt warmer Wind mich leicht empor.
War einst der Boden noch so hart,
und teuer, was ich dann verlor:
nun trägt die Luft mich nicht zu weit,
nun hält mein Anker mit mir Schritt,
nun sind Schmetterlinge im Geleit,
nun Hoffnung, die ich mir erstritt.

Doch viel zu schnell erlischt der Sommerwind
zurück bleibt gebroch'ner Flügel und ein Kind.

Veröffentlich 5.6.2020, editiert 31.7.2020

Ganz ohne Worte

Ich hab so viele Worte für dich
du keine Worte, keine Liebe,
du hast nichts, nichts übrig für mich.

Tage voller Schweigen wie Hiebe
und jeder Tag ist ein Bruch in mir,
ich breche immer weiter in Stücke.

Das Schweigen schlägt mich, ganz ohne wir,
wo du warst in mir bleibt die Lücke.
Das ist das Loch, in das ich falle,

ganz ohne Worte.

Hilfegesuch

Ich stehe in der Dunkelheit
und um mich Raum, so kalt und weit.
Meine Augen sind gefroren blind
so wie Eisblumen am Fenster sind.

Suche Wärme, suche Hände,
wenn ich Glück hab, find ich Wände.

Ich kann dich tragen, kann dich wärmen,
kann träumen, kann von Welten schwärmen,
ich kann leuchten und erhellen,
kann dich aus deinen Ängsten pellen.

Doch ich kann das Eis nicht schmelzen, so allein.
Dazu müssen wir zusammen viele sein.

Neu Entflammen

Wir haben gerungen, uns so oft geschlagen,
Teilen den Weg seit so vielen Jahren,
Dass ich vergesse, wie viele es waren.
Wollen uns stets aufs Neue noch wagen.

Du liebst mich, aber es ist so schwer,
Wir teilen alle Ängste, alle Sorgen,
Du trägst mich durch das Jetzt ins Morgen.
Ich lieb dich, jeden Tag noch viel mehr.

Du fängst mich sanft nach jedem neuen Brand,
du bist so müde nach all diesen Runden,
ich sehe uns an, wir sind voller Wunden.
Und dennoch reichst du wieder deine Hand.

Ich will dich entflammen, neu erfinden,
Was wir waren, morgen sind,
Du und ich und auch das Kind,
Uns verlieben und aufs Neue binden.

Denn du bist mein Anker und mein Grund,
Du bist mein Herz, was vertrauen kann,
Du bist mein Leben in jeder Stund,
Du bist mein Licht im Himmel, mein Mann!

Reue

Hab den Schleier der Konventionen zerrisssen,
hab dir die Zähne gezeigt und dich gebissen.
Ich habe nicht gewusst, dass du nicht weißt,
wie man mit einem Wolf umgeht, der beißt.
Ich hab gedacht, ich hätt's erklärt,
doch ist's nur Schmerz, der uns was lehrt.
Ich hab den Regeln viel zu sehr vertraut
und mir doch alle Regeln selbst geraubt.

Jetzt bist du verletzt und pflegst die Wunden,
hast mich ganz fern von dir fest angebunden.


Ich bin nur Wolf und auch geschlagen,
bin ungehört und so voll Fragen.
Ich zweifle an der Welt, an mir, an morgen,
mach mir um dich und deine Sterne Sorgen.
Von Ferne seh ich neidvoll, wie sie helfen.
Und wär doch gern auch eine von den Elfen.