Zerbrechen, Tag für Tag

Nacht um Nacht um Nacht

Falle ich in Angst erwacht,

Stürze, weil du mich anstießt,

In das Dunkel, das umfließt.

Tag für Tag zerbricht mein Wille,

Tag für Tag nur deine Stille,

Die mich mehr in Stücke reißt.

Muss vergessen, sagt der Geist.

Werd verbluten, sagt das Herz.

Und dazwischen ich und Schmerz.

Weiß nicht mehr, was helfen kann,

Weiß nicht weiter, Dunkel, dann

Versuch ich doch noch weiter gehen,

Nur um wieder dort zu stehen,

Wo du mich wirfst, aus Himmelblauen,

Nacht für Nacht ins Dunkelgrauen.

Schattengewächs

In den Schatten wächst die schwarze Seele,
Schweigt und ist ganz dunkel still,
Und ich weiß nicht, was sie will.
Schwarze Schnüre binden mir die Kehle.

In den Schatten wächst sie tief verborgen.
Ahne schwach, dass sie dort ist.
Ist sie schön? Ist sie voll List?
Täglich wachsen mit ihr meine Sorgen.

Licht verlischt tief in den Schatten,
Verliere Weg und meinen Sinn,
Weiß nicht, ob ich richtig bin.

War einst, dass wir Tag noch hatten?
Doch längst vergangen jenes Licht.
Ich hör sie nicht. Ich seh sie nicht.

Hilfegesuch

Ich stehe in der Dunkelheit
und um mich Raum, so kalt und weit.
Meine Augen sind gefroren blind
so wie Eisblumen am Fenster sind.

Suche Wärme, suche Hände,
wenn ich Glück hab, find ich Wände.

Ich kann dich tragen, kann dich wärmen,
kann träumen, kann von Welten schwärmen,
ich kann leuchten und erhellen,
kann dich aus deinen Ängsten pellen.

Doch ich kann das Eis nicht schmelzen, so allein.
Dazu müssen wir zusammen viele sein.

Schwarzes Loch

Ich trage tausend Sterne in mir drin
und weiß, dass ich doch dunkel für euch bin.
Ich schlage Wellen um mich, die euch ziehen,
und voller Angst bleibt euch nichts als zu fliehen.

In mir sind Licht und Schatten fest verwoben,
zu nah, wird eure Wirklichkeit verschoben.
Ich will so gerne wärmen wie die Sterne,
ganz nah bei euch und nicht in kalter Ferne.
Ich strahle weit hinaus, doch leuchte nicht,
denn ihr sehr nur die Brechung, nicht das Licht.

Tristesse

Sitze hier und weiß nicht weiter.
Das Rattenvieh wird gar nicht heiter.
Ich ring mit allen Waffen einer Frau,
doch das Ergebnis erscheint mir mau.
Ist immer noch vom Wolf gefangen,
ist immer noch in Grau verhangen.
Das Feuer in mir reicht nicht aus,
er kommt nicht aus dem Schneckenhaus.

Ich brenne heiß vor Ungeduld,
geb entflammt schon mir die Schuld,
für etwas, das nicht mein Verschulden ist.
Ach, Ratte, ist die Welt in echt so trist?

Habe Mut

Willst du mir nicht vertrauen?
Willst du nicht auf mich bauen?
Ich hab Wärme, Liebe, Licht,
genügt dir das alles nicht?
Lässt die Dunkelheit dich fangen,
bist im Gestern grau verhangen.
Es tut mir leid, nicht zu genügen,
will mich keinem Schicksal fügen.
Ich bin Feuer, groß, schrecklich heiß,
groß, was ich über dich nicht weiß.
Es ist so gefährlich, dieses Spiel,
kaum Gewinn, zu verlieren so viel.
Doch der Gewinn ist Sonnenschein,
lass ihn in dein Herz hinein!
Halt ihn fest, lass uns nicht los,
gib dem Grau in dir einen Stoß,
trockne die Tränen, vertraue neu.
Dein Lächeln ist's, woran ich mich freu!
Vertrau mir, ich halte das Feuer klein,
wärmen soll's, nicht verbrennend sein.
Wärm dein Herz und lebe wie von Neuem!
Lass mich das Wagnis nicht bereuen!

Weidenkätzchen

Eine Weide beugt sich nieder,
ihre Kätzchen voll von Tau.
Wind singt in den Ästen rau,
singt doch dabei Liebeslieder.

Weide, Weide, meine Freundin, warum weinst du in der Sonne?

Ach, es seufzt die Weide leise,
und die Kätzchen schaudernd leicht.
Wie rührt die raue Stimme seicht,
auf so zärtlich liebe Weise.

Weide, Weide, meine Freundin, warum weinst du in der Sonne?

Sieh, die Sonne scheint so hell,
Weide, warum weinst du noch?
Lieber Wind, das weißt du doch.
Der süße Vogel floh zu schnell.

Weide, Weide, meine Freundin, frei sind deine Äste nun!

Und am Wege läuft ein Hund,
Kätzchen schnurren so erfreut,
Fröhlich winken dir die Leut,
es ist eine gute Stund.

Weide, Weide, meine Freundin, trocken sind die Kätzchen nun!
War doch nur ein Morgentau, der sie so darnieder zog!
Was kümmert dich ein Vogel, der zum Himmel weiter flog?