Wir müssen reden!

Ein Schultag voller Gedanken zur Digitalisierung

Die Digitalisierung ist in den deutschen Schulen angekommen. Nicht sanft, nicht überlegt, sondern mit einem mächtigem Schock im März 2020. Plötzlich gab es keine Option mehr auszuweichen – und „wie in einem Brennglas“ zeigte sich eine schwierige Lage.

Die Probleme sind dabei sehr heterogen.

Zuerst denken die meisten dabei an die Probleme schwach ausgestatteter Schulen: keine (starke) Internetleitung, keine Geräte, kein Geld für Wartung und Support, wenig kompetente Lehrkräfte, Angst und Verweigerungshaltung. Es gibt aber auch sehr erfolgreiche Beispiele von Digitalisierung an Schulen – Leuchtturmschulen nennen wir sie. Dort gibt es teilweise eine gute Ausstattung, WLAN, Geräte, kompetente Lehrkräfte. Doch auch an diesen Schulen sind die Probleme nicht verschwunden, denn auch sie haben zu kämpfen: Mit den Fragen nach einer sinnvollen Didaktik, nach Datenschutz und Monopolmacht von einzelnen Konzernen, nach Support und Wartung, Fortbildung, nach Nachhaltigkeit. Ich arbeite an einer Schule, die sich irgendwo dazwischen befindet: Wir haben WLAN – für die Lehrkräfte. Wir haben Endgeräte, einige Konzepte, viele engagierte KollegInnen. Und damit stehen wir schon ziemlich gut da. Trotzdem möchte ich Sie auf einen fiktiven Schultag mitnehmen, in dem ich einige Schwachstellen des Systems aufzeigen und Anregungen geben möchte, wie wir in den Diskurs weiter einsteigen können.

Mein Arbeitstag beginnt um 7:50 im Lehrerzimmer. Das Lehrerzimmer ist speziell für die Oberstufe, wir haben zwei Standorte. Hier steht der Kopierer. Er ist nicht mehr so überlaufen wie früher – immer mehr LehrerInnen überlegen sich im Sinne der Nachhaltigkeit, ob das Arbeitsblatt wirklich 27 mal ausgedruckt werden muss oder ob man es nicht doch viel einfacher über die Lernplattform verteilen kann. Hätten alle SchülerInnen Zugang zum WLAN und eigene Endgeräte, wäre das ja auch gut machbar. Haben sie aber nicht. Und dafür gibt es gute Gründe, obwohl die technische Ausstattung, also Access Points, von unserem Schulträger in allen unterrichtlich genutzten Räumen an die Decke geschraubt wurden. Denn die Frage nach Verantwortlichkeiten sind so schwammig und ungeklärt, dass ein offenes WLAN der Schulleitung ein wenig wie Glücksspiel vorkommen muss: Was geschieht, wenn ein*e SchülerIn eine Straftat über das Schulnetz begeht, etwa eine Urheberrechtsverletzung? Wie geht man damit um, wenn Schülerinnen den Zugang zum WLAN nutzen, um Cybermobbing auszuüben?

Natürlich gibt es Antworten auf solche Fragen: Durch entsprechende Schutzmaßnahmen sollen Betreiber, also in diesem Fall die Schule oder der Schulträger, sicherstellen, dass Missbrauch und Straftaten erschwert werden. Dann haften nicht sie, sondern der durch Logfiles auffindbare Benutzer (z.B. hier sichtbar in einer Zusammenstellung für NRW) . Allerdings muss der WLAN-Betreiber dann auch sicherstellen können, dass die Logdaten sicher verwahrt werden. Und es muss geklärt sein, für welche Anfragen eine Einsicht legitim ist und für welche nicht. Diese Klärung steht in unserem Falle aus. Stattdessen heißt es: „Kann der Benutzer, der eine Urheberrechtsverletzung begangen hat, nicht nachvollzogen werden, haftet die Schulleitung.“ (PDF, S. 7) Ich kann es keiner Schulleitung übel nehmen, bei solchen Sätzen ein wenig Muffensausen zu haben. Und ich frage mich als Laie, wie dieser Satz mit den oben zitierten Ausführungen zur Störerhaftung konform geht. Ebenso ist die Frage ungeklärt, wo wir die Ressourcen hernehmen, um die SchülerInnen zu betreuen und zu schulen in Fragen der ethischen Medienkompetenz – Stichwort Cybermobbing. Wir sind in der glücklichen Lage, eine Schulpsychologin zu haben. Aber sie alleine kann den Bedarf an Betreuung, Beratung und Erziehung sicherlich nicht abdecken.

Also, es ist 7:50 und wir müssen reden, gesamtgesellschaftlich - über Verantwortung, klare Rechtslagen und ihre Umsetzung und einen besseren Betreuungsschlüssel an Schulen.

Mein Unterricht in meiner Pilotklasse beginnt um 8:00. Pilotklasse bedeutet: Die Lernenden bringen ihre eigenen Endgeräte mit (BYOD) und arbeiten vermehrt digital. Das birgt tolle Möglichkeiten, Unterricht weiter zu entwickeln. Mein Mathematikunterricht beginnt mit einer gemeinsamen Fragerunde und Kopfrechenübungen, dann zerstreuen die SchülerInnen sich in Lernteams, um an den Aufgaben in der Lernplattform zu arbeiten. Sie holen sich ihren Input über kuratierte Lernvideos, angereichert mit interaktiven Übungen, lösen Aufgaben dazu aus dem Lehrbuch oder solche, die ich mir speziell ausgedacht habe. Sie geben die Bearbeitungen online einzeln oder im Team ab. Ich laufe 60 Minuten von Tisch zu Tisch, wiederhole Input, stelle Fragen, motiviere, begleite. Nachmittags korrigiere ich die Abgaben. Mein Mann witzelt, ich sei zuerst mit dem Job und dann mit ihm verheiratet. Ich weiß: Wie mir geht es vielen KollegInnen. Klausuren, Konferenzen, Unterrichtszeit – da bleibt so wenig Raum für Individualisierung, für echte Menschlichkeit und echte Beratung. Ich bewundere stets die KollegInnen, die das anbieten können. Klar bieten die technischen Möglichkeiten eine tolle Unterstützung und auch Zeitersparnis, etwa über individuelle Lernpfade, Selbstkorrektur und direktes Feedback, aber sie bergen auch viel Arbeit: Das Material, an dem meine SchülerInnen an diesem fiktiven Tag arbeiten, habe ich in drei Jahren erstellt, immer wieder muss ich es überarbeiten und anpassen – entweder, weil die Software weiter entwickelt wird oder weil ich das Feedback aus dem Vorjahr einbaue oder weil ich es eben den aktuellen Gegebenheiten anpasse. Ich setze auf OER und teile mein Material, ich nutze auch Material von anderen. Dennoch: ein sich selbst korrigierender Mathematiktest, der mit Zufallsfragen auch Spicken erschwert, braucht einige Tage Arbeit, ehe er einsatzfähig ist. Und nicht alles kann ich von Maschinen korrigieren lassen: Ob eine Begründung sinnvoll geschrieben ist, ob ein Aufsatz in Deutsch gelungen ist, das entscheidet (noch) keine Maschine. Wollen wir, dass Maschinen so etwas jemals entscheiden können?

8:45, ich beobachte die Lerngruppe. An einem Tisch sitzen einige Mädchen um ihre Teamleitung herum, sie zeichnen am IPad und diskutieren eifrig. Neben ihnen sitzt eine Mitschülerin am Handy und schaut ein Video, während sie im Heft Notizen macht. Am Tisch hinter ihnen schaut mich ein Schüler verzweifelt an: Sein Laptop bezieht Windows-Updates, er kann ihn nicht nutzen. Ich weise ihn an, bei seinem Teamkollegen mit zu schauen und die Lösungen für die Fragen im Video später von zu Hause aus einzutragen. Die WLAN-Probleme des nächsten Schülers kann ich nicht lösen, er nutzt ein Macbook, da fehlt mir das technische Wissen. Um solchen Problemen auszuweichen, wird das BYOD-Konzept übrigens auch nicht auf andere Klassen ausgeweitet - statt dessen werden einheitlich Tablets angeschafft, ungeachtet der Eignung für einzelne Unterichtsszenarien und Anforderungen. Für unterschiedliche Gerätetypen fehlt schlicht das Personal, um es warten zu können. Das liegt auch daran, dass im Schul- und Behördenkontext oft IT-Gehälter gezahlt werden, die in der freien Wirtschaft eher mit einer Null mehr hinten dran ausgegeben werden. Hochqualifizierte, engagierte IT-Fachkräfte suchen sich daher in meiner Erfahrung selten Jobs in Schulen oder bei Schulträgern. Dabei wäre angesichts der sensiblen Datenlage und der großen Nutzungszahlen gerade dort das Know-How dringend gefragt. Da das Geld auch an der Schule selbst knapp ist, reicht es nicht für eine 1-zu-1 Ausstattung aller Räume. Also kann bei uns in Zukunft Unterricht mit Endgräten nur stattfinden, wenn der IPad-Koffer gerade nicht anders verbucht ist. Oder man sich eben in der Pilotklasse auf die technische Heterogenität einlässt. Ich lasse das technische Problem erstmal liegen - das Team hat Fragen zum Lernstoff, also diskutieren wir eine Weile und dann teilen sie sich auf, um jeder für sich mit Aufgaben aus dem Buch zu üben. Ich schaue noch kurz in den Nebenraum – dort hat sich eine Gruppe hin zurückgezogen, um Plakate für eine Aufgabe zu erstellen. Zwei Laptops stehen auf dem Tisch, das sind die Leihgeräte, die wir an die finanziell weniger starken SchülerInnen ausgeben. (Wie etwa auch die Computertruhe.) Die Laptops stammen von einer Firma, die sie aussortiert und gespendet hat, statt zu verschrotten. Natürlich sind sie einige Jahre alt, wir betreiben sie mit Linux Ubuntu, und die Erfahrungen sind sehr positiv – auch, weil engagierte Lehrkräfte und Ehepartner sich unentgeltlich um die Wartung kümmern. Die SchülerInnen nehmen sie meistens nicht mit nach Hause – zu schwer und auch ein bisschen uncool. Aber wir haben ein privilegiertes Einzugsgebiet: Zuhause hat fast jede/r einen Rechner und einen halbwegs stabilen Internetzugang. Bei mehr als 5 Videos wird es im Livestream wackelig bei einigen, wissen wir seit Corona. Aber das, was gerade in meinem Klassenraum passiert, können alle auch im Lockdown abrufen. Der technische Support fehlt ihnen dort aber immer noch. Firmen schicken ihre IT-Abteilung zu MitarbeiterInnen im Homeoffice, um VPN-Verbindungen einzurichten und Firmenhardware zu warten. Unsere Kinder lassen wir Internetzugang und technische Wartung alleine machen.

Es ist 9:00 und wir müssen reden - über Lehrerarbeitszeiten, wieder Betreuungsschlüssel, Lizenzen von Bildungsmaterial, der Frage nach KI im Schulwesen, über Ausstattung und Support und technische Unterstützung von sozial schwächeren Schüler*innen, über Geld im Bildungswesen und über die Verantwortung und Anteile, die Firmen hier haben und haben sollten.

Mein Tag geht weiter: 11:50, ich habe noch Informatikunterricht. Der Rahmenplan sieht vor, dass wir uns mit Datenbankzugriffen beschäftigen, die SchülerInnen sollen programmieren. Ich will mich an den Rahmenplan nicht halten. Denn ein Großteil der SchülerInnen hat keinerlei Vorerfahrung mit Programmierung, mit Informatik im Ganzen. Wir klären die Frage, ob es 1600 schon Handys gab und ob Frauen überhaupt jemals einen Computer angefasst haben, ehe der zweite Weltkrieg vorbei war. Wir diskutieren über Datenschutz und die Frage, welchen Messenger man am besten nehmen sollte. Warum ist Artikel 13 so wichtig, fragten meine Schüler*innen mich 2019, und was ist das mit Trump und seiner Wahl, war die wirklich manipuliert? Wir haben unseren schulinternen Lehrplan angepasst, geschoben und getauscht, bis es passte. Aber wir können mangels Informatikunterricht in der Mittelstufe in der Oberstufe nicht einen Lehrplan umsetzen, der so viel Grundwissen schon voraussetzt und der gleichzeitig auch keinen Raum lässt für die Fragen, die eigentlich wirklich relevant sind. Informatik ist mehr als Programmieren lernen. Und eigentlich müsste dieser Informatikunterricht, der, der die technischen Grundlagen mit den gesellschaftlichen Fragen verbindet, ein Pflichtbestandteil sein. Wie sollen wir erwarten, dass junge Erwachsene digital mündig werden, wenn wir ihnen nie die Zeit geben, sich die notwendigen Wissens- und Kompetenzgrundlagen zu erarbeiten?
Dazu passt auch die Wahl unserer Lernplattform: Während sich in der Oberstufe das OpenSource System Moodle etablierte, setzte einer unserer Mittelstufenstandorte auf eine deutsche Serverlösung, der andere auf ein Produkt eines amerikanischen Anbieters. Und wie in einer Nussschale bildet unser Lehrerzimmer nun die gesellschaftlichen Diskussionen zu Lernplattformen ab. Was ist erlaubt? Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten – denn auf der einen Seite lehnen Datenschützer Lösungen, bei denen personenbezogene Daten von Schutzbefohlenen in das EU-Ausland transferiert werden, ab. Auf der anderen Seite setzt selbst die Behörde teilweise auf solche Lösungen. Also, es ist verboten das einzusetzen, aber machen kann man es trotzdem? Und die Frage, wie sicher die Daten in den Systemen sind, will ich eigentlich gar nicht so genau stellen: Ein Honeypot mit den Daten vieler Schulen bei einer deutschen Firma oder ein besser gesichertes, amerikanisches System mit lauter Hintertüren oder ein System auf dem eigenen Server, gewartet vom Mathekollegen in seiner Freizeit? Es scheint, die ideale Lösung fehlt hier, vielleicht auch wieder, weil das geschulte Personal fehlt. Was ist sinnvoll? Auch hier ist die Antwort nicht leicht – während ein System ein reines LMS, also Lehr-Lern-Management-System ist, ist das andere eher ein Content-Management-System und das dritte eine Groupware. Eigentlich vergleicht man also ständig Äpfel mit Birnen. Beide enthalten Zucker, aber sie schmecken sehr unterschiedlich. Manche KollegInnen sind so verunsichert, dass sie sich erbost wehren gegen die Zumutung, sich noch in ein weiteres System einarbeiten zu müssen. Auch hier merkt man: Die notwendigen Grundkompetenzen, die über eine „Knöpfchenkunde“ hinausgehen, fehlen nicht nur den SchülerInnen in meinem Informatikkurs, sondern auch den KollegInnen – wie sollten sie diese auch erworben haben? Niemand hat sie je zuvor dazu bewegt, sich mit digitalen Phänomenen, technischen Strukturen oder ähnlichem zu beschäftigen. Und ich möchte klarstellen, dass die betroffenen Lehrkräfte keinesfalls faul sind, wie das manchmal anklingt: Sie sind auf andere Sachen spezialisiert (ich möchte beispielsweise nicht näher zu Legasthenie befragt werden) und haben anderen, nicht weniger guten Unterricht gemacht. Sie sind ein Abbild der Gesellschaft, nicht eine Gruppe, die sich vor einer Verantwortung gedrückt hat, wie manche ihnen vorwerfen. Der Unterschied zwischen Suchzeile und Browsereingabezeile verschwindet in immer mehr Usability, ebenso wie die Notwendigkeit schwindet, IT-Systeme in ihrem Grundaufbau zu verstehen, um sie zu nutzen. Und je mehr das gesamtgesellschaftliche Verständnis dieser Strukturen schwindet, desto schwieriger wird es, in Schule eine umfassende digitale Mündigkeit mit dem dafür notwendigen technischen Grundwissen sowohl bei Lehrenden als auch bei Lernenden zu etablieren.

Einmal im Jahr gestalte ich eine Webinarreihe zum Thema Datenschutz. Auch hier setze ich am Anfang an: Wie ist das Internet aufgebaut? Welche Rechte gelten dort? Was ist der Unterschied zwischen technischer Datensicherheit und Legalität einer Handlung? Die KollegInnen sind meistens sehr dankbar, freuen sich – und sind immer wieder auch geschockt, entsetzt. Wenn Konzerne uns so ausspähen können, warum setzen wir diese Tools dann im Unterricht ein?“, fragte mich 2019 ein Kollege aus der Grundschule. „Gibt es keine Alternativen?“ Doch, denke ich, ziemlich oft gibt es die, aber die brauchen langfristige Finanzierung. Sie müssen geschult werden. Und, vor allem: Sie brauchen eine Lobby. Wer bezahlt Lobbyarbeit für OpenSource Lösungen, die den Datenschutz wahren? Eine Erfolgsgeschichte ist hier beispielsweise das in Hamburg nun flächendeckend eingekaufte Tool „Edkimo“, das von einem Berliner Entwicklerteam so datensparsam erschaffen wurde, dass für nicht registrierte Nutzer*innen nicht mal Serverlogs erfasst werden. Es geht also, und man muss nicht mal so viel Geld hinein versenken, wie das etwa bei Lösungen einiger Bundesländer geschehen ist. (Nun haben diese Lösungen zumeist allerdings auch einen weitaus größeren Funktionsumfang.) Man kann in Schule sinnvoll und wirksam OpenSource einsetzen – aber den Sinn dahinter, warum man überhaupt OpenSource nutzt statt der bequemen, vertrauten Konzernlösung, und die Nutzung verschiedener Tools und Umgebungen erschließt sich den Lehrkräften nicht von alleine. Was sich ihnen aber nicht erschließt, das zeigt meine Praxis, das können sie auch nicht vorleben.

Es ist 13:20 und wir müssen reden - über den Umgang unserer Gesellschaft und unserer Schule mit informatischen Grundkenntnissen, über die Abwägung zwischen Datenschutz und Bequemlichkeit und darüber, welche Werte wir in der Schule durch unser digitales Handeln und unsere Werkzeugauswahl vorleben können und wollen.

In der nächsten Stunde, 13:45, habe ich Deutsch. Die Klasse hat keine Endgeräte und kein WLAN. Im Klassenraum steht ein PC für die Lehrkraft, damit steuert man den Beamer an. Wir haben Beamersysteme und in manchen Räumen auch interaktive Tafeln, bei jeder Konferenz können wir uns wieder darüber Gedanken machen: Braucht eine Bildung von morgen wirklich eine zentrale, interaktive Tafel oder reicht ein Beamer? Ist Frontalunterricht effektiv, um Schüler*innen auf das vorzubereiten, was sie erwartet? Was erwartet uns? Klimakatastrophe, Rechtsruck, Unsicherheit, Überwachung? Oder doch mehr Partizipation durch freien Wissensaustausch, lebenslanges Lernen, Agilität? Es ist sicherlich unsere Verantwortung als Lehrkräfte, aber auch als Gesellschaft im Ganzen, über diese Fragen zu diskutieren. Denn die Digitalisierung der Gesellschaft macht mindestens seit März dieses Jahres auch vor dem Schulsystem nicht Halt – und wir prägen darin, was für eine Art von Gesellschaft wir uns wünschen. Was im kleinen in den Diskussionen auf den Konferenzen immer wieder sichtbar wird – Beamer versus interaktive Tafel, iPad versus Surface, Word versus LibreOffice – birgt im Hintergrund die große Frage nach unserer Zukunftsvision: Gemeinschaftlich, frei und mündig oder überwacht, zentralisiert und angepasst? Sicherlich liegt die Wahrheit hier, wie so oft, auch in der Mitte. Ich empfehle an dieser Stelle den Text des Arbeitsgruppe „Chaos macht Schule“ des Chaos Computer Clubs, in dem gemeinschaftliche Forderungen an die Digitalisierung von Schule gestellt werden. Wesentliche Pfeiler sind etwa die Forderung nach freier Software und reparierbarer Hardware, um Schüler*innen einen Rahmen zu geben, in dem sie frei von Markenprägung und Gewinninteressen ihre digitale Mündigkeit entwickeln können, ohne dabei den Aspekt von Nachhaltigkeit aus den Augen zu verlieren. Auch die von mir schon angesprochenen Aspekte von Finanzierung und Lehrerarbeitszeit werden hier sinnvoll eingegliedert. Wen die didaktischen Aspekte mehr interessieren, sei an den „Routenplaner Digitale Bildung“ oder zur kritischen Betrachtung an die größeren Frameworks wie „Die vier Dimensionen der Bildung“ oder Belshaws „Digital Literacy“ verwiesen.

Für mich macht die Digitalisierung eine kurze Pause, während ich ganz traditionell mit meinen Schüler*innen eine Lyrikanalyse diskutiere – und im Hinterkopf kurz bedauer, dass wir den Text mangels Endgräten nicht gemeinsam annotieren können. Mein Kollege, der mich hospitiert, bewundert in der Nachbesprechung diese Idee. Digital geht eben vieles, was analog nicht geht – aber wir unterrichten immer noch, als seien wir vor 50 oder 100 Jahren stehen geblieben. Das liegt auch daran, dass wir es ja gar nicht anders beigebracht bekommen. Ich bin froh, mein Netzwerk online zu haben, das mich inspiriert, und eine Schulleitung, die uns Zeit für kollegialen Austausch gibt, für Mini-Fortbildungen, aber dennoch: Uns fehlt massiv Zeit, selbst zu lernen. Wenn man derzeit manchen Diskussionen lauscht, ist Präsenzunterricht, bei dem alle an ihrem Platz sitzen, auch sowieso das einzige, was Bildung gewährleisten kann… Aber man kann sich dem Eindruck nicht erwehren, dass hier den Entscheidungsträgern und Diskutierenden die Fantasie fehlt, sich anderen Unterricht zu denken. Manche meiner Schüler*innen wünschen sich derzeit einen neuen Lockdown „damit sie endlich mal wieder in Ruhe lernen können“. Andere haben Angst davor, wieder in Chaos und mangelnder Routine zu versinken, ebenso wie den Kontakt zu ihren Peers zu verlieren. Schule ist eben mehr als Unterricht. Dennoch scheint es mir sinnvoll, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, um über unseren Unterricht als Konzept nachzudenken, statt die Strukturen, die dem Zeitalter der Industrialisierung angepasst sind, ungefragt weiter zu tradieren.

Es ist 15:30 und wir müssen reden - über zeitgemäße Bildung und die Welt, in der wir leben wollen, über nachhaltige Hard- und Software, digitale Mündigkeit und das Lernen unserer Lehrkräfte.

Am besten reden wir bald. Denn mein Arbeitstag endet (vorerst) um 16:45, ich muss meinen Sohn aus dem Kindergarten holen, aber die Entwicklung unserer Gesellschaft stoppt nicht, die Probleme hören nicht einfach auf, und eine bessere Zukunft, eine gute Digitalisierung der Schule, in der wir Teilhabe, Freiheit, Kreativität und tieferes Verständnis erleben können, kann noch von uns gestaltet werden. Mit ihr werden wir auch die Möglichkeit haben, unsere gesamte Gesellschaft zu gestalten. Ich freue mich auf euch im nächsten Gespräch, in einer Jitsi-Konferenz, einem Mumble-Talk oder ähnlichem...

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Was ist deine Motivation?

Ich fand gerade auf Twitter einen anregenden Artikel von Andreas Halfmann und die Antwort von Ulrich Hierdeis. Die Frage, was einem zum Engagement im Bereich der (digitalen) Schulentwicklung antreibt, ist interessant und passt zu meinen Bildungsreflexionen, also möchte ich mich ihr auseinander setzen.

Mein Weg

Ich bin mit einer sehr schlauen und bewundernswerten Mutter aufgewachsen - nach einem Studium der Physik arbeitete sie zunächst für AEG, wollte aber aus moralischen Gründen (Waffenforschung) dies nicht lange machen. Um für mich da sein zu können, suchte sie einen Job in unserer Kleinstadt - und wurde Programmiererin in einem mittelständischen Unternehmen. Als wir später für zwei Jahre auswanderten, arbeitete sie in den frühen 90ern via Internet im Homeoffice weiter für diese Firma. Wir hatten also einen Computer mit Internetzugang, ehe er sich flächendeckend durchsetzte... Aber ich wollte selbst einen. Also trat ich dem lokalen Computerclub bei und verbrachte meine Freizeit als Schülerin  mit Gamern und Nerds. Witzigerweise hat mich der technische Aspekt dabei selten interessiert - es war ein Kommunikationsmedium, das meine Welt öffnete und mir Zugang zu Wissen gab. Wie es genau funktionierte war mir egal. Es ging um die Menschen am anderen Ende der Leitung.

Diese Haltung habe ich jetzt, 18 Jahre danach, wohl nicht ganz verloren. Immer noch haben die Menschen in meinem Freundeskreis mehr Ahnung von Schaltungen als ich. Immer noch sind die Menschen hinter der Maschine mir wichtiger. Nur sind es jetzt eher die gesamtgesellschaftlichen Prozesse, die mich faszinieren. Mein Sohn wächst in diesen zwei Realitäten auf, die uns jetzt umgeben. Für ihn will ich, dass sie schön bleiben. Deswegen engagiere ich mich im Projekt "Chaos macht Schule". Im Studium hielt ich losen Kontakt zu Menschen im CCC und im Referandariat nutzte ich die Gelegenheit zu einer Zusatzqualifikation, bei der ein Zufall mich zu dem Projekt brachte. All dies, vermute ich, getrieben von Neugierde und ein wenig Karriereehrgeiz und eben dem Willen, den guten Teil der Welt zu erhalten.  Wie Ulrich schrieb: Ich bin eine Lernende. Deswegen lese ich auch Twitter. Lernen in anpassbarer Häppchengröße. 😉

In den letzten Jahren hat sich meine Motivation geändert. Ja, ich will Aufmerksamkeit - eher nicht so für mich, sondern für die Positionen, die ich vertrete. Es ist nicht mehr nur ein bisschen Neugierde und "sich treiben lassen", sondern ziemlich ernsthaft das Bedürfnis, Schulentwicklung und die gesellschaftlichen Prozesse dahinter positiv gestalten zu können. Positiv bedeutet für mich, dass ich die Selbst-Ermächtigung von Menschen ermöglichen will, den Rahmen setzen will für Freiheit, Teilhabe und Demokratie, für Aushandeln und Abwägen, für Einstehen und Einigen auf Basis von Empathie und wissenschaftlicher Logik. Mir reicht es nicht mehr, dass ich digitale Welten verstehe (ich versteh sie ja auch nur teilweise), ich möchte zudem verhindern, dass wir eine Gesellschaft entwickeln, in der dieses Verständnis kleinen Eliten vorbehalten ist. Und ich nutze die digitale Präsenz ein wenig dafür (also Twitter und meine Webseite) - mehr nutze ich allerdings die "echte" Welt und die Gespräche, die sich darin ergeben. Denn schließlich will ich vor allem die erreichen, die sich nicht von sich aus aus der der Unmündigkeit und dem Käfig heraustrauen in die Komplexität, das ständige Scheitern an technische Defekten und die unglaublichen Felder an Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung und Technisierung eröffnet.

Edunautika

Für das Rauschen entschuldige ich mich - Autobahn war für mein kleines Headset dann doch wahl eindeutig zu viel!

Digitale Lebenswelt

Digitale Lebenswelten - Podcast Bildung und Technik Folge 015 - Unterschiede zwischen digitalem und analogen - Darf man Schüler zum Veröffentlichen zwingen?

Digital Summit 2018

Erinnerungen zum Digital Summit 2018, Körber Stiftung

#EduDrinks5

Es ist zwar schon eine ganze Weile her, aber ich war bei den EduDrinks5 und würde auch darüber gerne noch kurz berichten.

Thema der Veranstaltung war die Veröffentlichung des Buches "Die vier Dimensionen der Bildung". Jöran Muuß-Merholz hat das Werk (mit Hilfe) ins Deutsche übertragen und stellte es nun der Öffentlichkeit vor.

Kernfrage des Buches ist die Frage, was man als Kind heute lernen muss, um 2070 noch Verantwortung tragen zu können.

Die Vorstellung begann mit einem Grußwort von Andreas Schleicher. Er spricht über dasselbe Thema in dem Video, das im Wikipedia-Artikel verlinkt ist, aber dort auf Deutsch (Was besser zu verstehen ist für mich, muss ich zugeben.) Eine seiner Kernthesen ist die Aussage, dass sich die Zukunft rasch verändert und wir uns daher auf diese rasche Veränderung einstellen müssen statt auf lebenslanges Wissen. Man müsse Wissen anwenden können und es nicht nur wissen, wichtige Kompetenzen seien Problemlösen, Kooperation, neue Technologien usw.  "[You have to learn] constantly adapting and learning to fit to a fast chaning world where you need to collaborate with lots of diverse people." Zusätzlich hebt er hervor, dass es Charakter bedarf, um die Kompetenzen auch auf eine gute Art und Weise einzusetzen. (Die Bänker an der Wall Street hatten davon wohl nicht so viel.)  Das Ziel der OECD sei es daher, weltweit eine Diskussion über das "Was" von Bildung anzustoßen.

Anschließend wurde - unter diversen technischen Schwierigkeiten und mit viel Geduld - eine Live-Schaltung zum Autor des Buches nach Boston erzeugt, der eine kleine Einleitung in das Buch gibt. Er erinnert daran, dass wir dahin laufen müssen, wo der Hockeypuck sein wird, nicht dorthin, wo er war, um ein Spiel gewinnen zu können. Auch er mahnt die Notwendigkeit von Charaktereigenschaften an: "A whole child for a whole world. The goals of sciene and employability come closer to each other, maybe even unite." Es ist also nicht mehr so, dass beispielweise Teamfähigkeit ein erstrebenswertes Merkmal aus Sicht der Wissenschaft ist, die Wirtschaft erkennt dies mittlerweile ebenfalls als wichtigen "skill" an. (Während ich das schreibe und meine Notizen betrachte, frage ich mich, warum die Wissenschaft da erwähnt wurde. Wäre die Gesellschaft an sich nicht die wichtigere Instanz? Die (Sozial-)Wissenschaft wäre dann nur das entsprechende Sprachrohr. Oder habe ich ihn ganz falsch verstanden?)
Die Veränderungen unserer Gesellschaft seien enorm, etwa durch KI - sogar Kunst oder Emotionen werden durch sie beeinflusst. Wie genau die Zukunft aussehen wird, könnten wir uns nicht vorstellen, es würde neue Berufe geben, die neue Kompetenzen erfordern, von denen wir jetzt nicht nochmal etwas ahnen. (Ich vermute, Mathematik wird wichtig bleiben!) Früher hat es genügt, ein Spezialgebiet wirklich zu beherrschen, aber in der Zukunft wird man vielleicht eher ein Schweizer Messer sein müssen: Alles können und dies auch noch an verschiedenen Punkten vertiefen können. Er vergleicht es mit den Buchstaben "T" und "m". Früher sei es nötig gewesen, ein T zu sein: Eine gewisse Breite im Wissen (der T-Strich) und eine Vertiefung, auf der dies fusst. Heutzutage müsse man eher ein m sein: eine hohe Breite kombiniert mit mehrfachen Vertiefungsgebieten.
Er schlägt vor, dass wir nicht nur über die Inhalte, sondern auch über die Konzepte von Bildung nachdenken. Zum Verändern der Inhalte nennt er die Möglichkeit, dass Curriculum zu durchdenken, so dass weniger Daten, aber mehr Transfer und Expertise gelehrt werden. Er gibt auch zu bedenken, dass Relevanz von Stoff eine Entscheidung ist. Beispielsweise sei es heutzutage nötig, viel über Stochastik zu wissen, dennoch wäre Analysis immer noch das Hauptgebiet im Schulstoff. Realität und Schule klaffen also auseinander.
Er erwähnt eine Reihe von Kompetenzen und Charaktermerkmalen, die er für nötig hält und erinnert daran, dass auch das außerschulische Lernen wichtig sei. Zum Abschluss gibt er zu bedenken, dass die Veränderung oft gegen viele Widerstände (Behörde, eigene Biografie usw.) gedacht werden müsse, ermuntert aber dazu, nicht aufzugeben.

Jöran stellt anschließend das Buch vor, indem er einige Kapitel kurz anspricht. Das Ziel des Buches sei es, Wissen und Meinungen zu Bildung zusammenzutragen, zu ordnen und so lokale Disskusionen zu ermöglich. Man habe weltweit Studien gesammelt, auf Gemeinsamkeiten untersucht und neu geordnet. Der Bildungsbegriff werde dabei ausgeweitet.

Die Veranstaltung schließt mit einer Disskusionsrunde, an der auch ich mich viel beteilige. Kritisch hinterfragen wir, ob das Erreichen so vieler Kompetenzen und Eigenschaften ein realistisches Ziel sei, besonders für Schülerinnen und Schüler mit Beeinträchtigungen. Meine Sitznachbarin und ich sind uns sehr harmonisch einig, dass dem nicht so ist. Wir finden, dass im Raum zu wenig lehrende Praktiker sitzen und stoßen darauf mit Rhaberschorle an. Schade, dass sie aus Niedersachsen kommt!

Apps für Lehrer? Sicher!

Digitalisierung der Lehre ist zunehmend ein wichtiges Thema, aber in der Vielzahl an Apps und Möglichkeiten ist Orientierung nicht immer einfach. Didaktisch sinnvoller Einsatz, Datenschutz, Einsatzmöglichkeiten, Usability, eigenes Vorwissen und Möglichkeiten der Schüler erzeugen eine komplexe Entscheidungsituation.

Daher biete ich diese Präsentation im Rahmen einer Fortbildung an. Die Fortbildung richtet sich an absolute Neulinge im Bereich Digitalisierung und an "erfahrene Hasen" gleichermaßen. Ziel ist es, eine kurze Reflexion über Bedingungen und Ziele von digitalisiertem Unterricht zu ermöglichen, sich genauer mit Datenschutz zu befassen und in einer gemeinsamen Arbeitsphase Apps auszuprobieren und Wissenswertes in einem Wiki kollaborativ zusammenzutragen. So soll der Workshop auch eine zukünftige Vernetzung zwischen interessierten Kolleginnen und Kollegen unterstützen.


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Lehrerapp-Präsentation von MBraun ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

 

Termine: Am 12.12.2017 von 14:30 bis 17:30 biete ich eine Fortbildung zum Thema "Apps, Software und digital unterstütze Lehre - mit Sicherheit!" an der Gyula Trebitsch Schule Tonndorf an.

Am 5.6.2018 findet ein Modul zur Ausbildung von LiV am LI statt.

 

Das Handout:

handout (als odt)

handout (als pdf)

 

Diese Präsentation ist für einem Workshop im Medienzentrum der Universität Hamburg entstanden.

Datenschutz

Für das Projekt "Chaos macht Schule" arbeite ich derzeit an einer interaktiven Präsentation. Hier ist die erste Fassung. Bitte gebt mir Bescheid, wenn ihr Fehler findet.

Die Folie zum Lernverhalten soll noch gefüllt werden, interessante Links zu diesem Thema sind daher gerne gesehen.


Lizenzhinweis:
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Apps für Lehrer

Das digitale Zeitalter ist in den Kinderzimmern angekomnen, zweifelsohne, kein Lehrer, Elternteil oder Erzieher kann dem mehr ausweichen, irgendwie beschäftigt es uns alle, was die Schützlinge da in der digitalen Welt so treiben. Dabei ist die Digitalisierung eigentlich längst auch woanders angekommen: In unseren Büros. Findige Unternehmer ebenso wie engagierte Lehrer und Programmierer wissen es längst: Auch Lehrer nutzen digitale Tools - und stellen einen enormen Markt dar. Dementsprechend zahlreich sind die Angebote und Alternativen. Von einer kleinen, kostenlosen App zum zufälligen Aussuchen eines Namens bis hin zum kompletten Tool für Unterrichtsplanung, Verwaltung und Benotung bieten der Playstore bzw. App Store beinahe alles, was verspricht, das Leben des geplagten Lehrers zu erleichtern und den Unterricht zu verbessern (oder zumindest eine digitale Komponente hinzufügen).

In der Praxis ist eine dementsprechende Vielfalt der Nutzung ebenso zu beobachten wie eine oftmals unkritische Haltung zu Rechtslage, Datenschutz und der digitalen Vorbildfunktion. Neue Apps werden per Flurfunk empfohlen, kritisch prüft nur der Informatiklehrer XY, und der hilflose Referendar ist eh mit der Angebotsvielfalt überfordert, um NOCH mehr sinnvoll erproben zu können. Die Behörde gibt Richtlinien heraus, die oftmals sinnvoll gedacht sind, aber der realen Lage eben doch nicht entsprechen, weshalb sie entweder ganz ignoriert oder trickreich umgangen werden. Dabei ist gerade der Aspekt des Datenschutzes im Umgang mit sensiblen Schülerdaten ein wichtiges Thema, das nicht einfach ignoriert werden sollte. Stattdessen sollten angehende Lehrer in die Lage versetzt werden, sich in der Angebotsvielfalt kritisch-reflektiv zu orientieren und neue Apps oder Webanwendungen sinnvoll bezüglich Anwendungsgebiet, didaktisch-pädogogischem Nutzen, Zeitbedarf bzw. Einsparung derselben, Usabilty, Datenschutz und rechtlichen Grundfragen einschätzen zu können.

Mit einem Seminar / einem Workshop im Rahmen der Universität Hamburg (Medienzentrum bzw. Fachbereich Medienpädagogik) würde ich gerne Lehramtsstudierende für die Thematik sensibilisieren und gemeinsam mit Ihnen Kriterienkataloge erarbeiten, die ihnen im späteren Lehrerleben die Auswahl und Einschätzung geeigneter Tools erleichtern. Inhalt der Veranstaltung sollen die folgenden Bereiche sein:

  • Nutzung von digitalen Tools - welchen Nutzen hat das? (inkl. theoretischer Überlegungen zum SAMR-Modell)
  • Vorstellung verschiedener möglicher Tools und Bewertung derselben durch die Teilnehmer (es wäre möglich, das Seminar an eine Praxisphase zur Erprobung zu koppeln) - dabei soll sich die Auswahl der Tools an den Interessen der Teilnehmer orientieren
  • Datenschutz (in Kooperation mit dem ChaosComputerClub Hamburg), Urheberrecht und was man sonst noch alles bei digitalen Daten an Vorschriften beachten sollte (bezogen auf die Lage in Hamburg)
  • technische Grundlagen, die notwendig sind, um die Funktionsweisen der Apps im Bezug auf Datenverarbeitung und -speicherung zu verstehen (in Kooperation mit dem ChaosComputerClub Hamburg)

 

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