Das digitale Zeitalter ist in den Kinderzimmern angekomnen, zweifelsohne, kein Lehrer, Elternteil oder Erzieher kann dem mehr ausweichen, irgendwie beschäftigt es uns alle, was die Schützlinge da in der digitalen Welt so treiben. Dabei ist die Digitalisierung eigentlich längst auch woanders angekommen: In unseren Büros. Findige Unternehmer ebenso wie engagierte Lehrer und Programmierer wissen es längst: Auch Lehrer nutzen digitale Tools – und stellen einen enormen Markt dar. Dementsprechend zahlreich sind die Angebote und Alternativen. Von einer kleinen, kostenlosen App zum zufälligen Aussuchen eines Namens bis hin zum kompletten Tool für Unterrichtsplanung, Verwaltung und Benotung bieten der Playstore bzw. App Store beinahe alles, was verspricht, das Leben des geplagten Lehrers zu erleichtern und den Unterricht zu verbessern (oder zumindest eine digitale Komponente hinzufügen).

In der Praxis ist eine dementsprechende Vielfalt der Nutzung ebenso zu beobachten wie eine oftmals unkritische Haltung zu Rechtslage, Datenschutz und der digitalen Vorbildfunktion. Neue Apps werden per Flurfunk empfohlen, kritisch prüft nur der Informatiklehrer XY, und der hilflose Referendar ist eh mit der Angebotsvielfalt überfordert, um NOCH mehr sinnvoll erproben zu können. Die Behörde gibt Richtlinien heraus, die oftmals sinnvoll gedacht sind, aber der realen Lage eben doch nicht entsprechen, weshalb sie entweder ganz ignoriert oder trickreich umgangen werden. Dabei ist gerade der Aspekt des Datenschutzes im Umgang mit sensiblen Schülerdaten ein wichtiges Thema, das nicht einfach ignoriert werden sollte. Stattdessen sollten angehende Lehrer in die Lage versetzt werden, sich in der Angebotsvielfalt kritisch-reflektiv zu orientieren und neue Apps oder Webanwendungen sinnvoll bezüglich Anwendungsgebiet, didaktisch-pädogogischem Nutzen, Zeitbedarf bzw. Einsparung derselben, Usabilty, Datenschutz und rechtlichen Grundfragen einschätzen zu können.

Mit einem Seminar / einem Workshop im Rahmen der Universität Hamburg (Medienzentrum bzw. Fachbereich Medienpädagogik) würde ich gerne Lehramtsstudierende für die Thematik sensibilisieren und gemeinsam mit Ihnen Kriterienkataloge erarbeiten, die ihnen im späteren Lehrerleben die Auswahl und Einschätzung geeigneter Tools erleichtern. Inhalt der Veranstaltung sollen die folgenden Bereiche sein:

  • Nutzung von digitalen Tools – welchen Nutzen hat das? (inkl. theoretischer Überlegungen zum SAMR-Modell)
  • Vorstellung verschiedener möglicher Tools und Bewertung derselben durch die Teilnehmer (es wäre möglich, das Seminar an eine Praxisphase zur Erprobung zu koppeln) – dabei soll sich die Auswahl der Tools an den Interessen der Teilnehmer orientieren
  • Datenschutz (in Kooperation mit dem ChaosComputerClub Hamburg), Urheberrecht und was man sonst noch alles bei digitalen Daten an Vorschriften beachten sollte (bezogen auf die Lage in Hamburg)
  • technische Grundlagen, die notwendig sind, um die Funktionsweisen der Apps im Bezug auf Datenverarbeitung und -speicherung zu verstehen (in Kooperation mit dem ChaosComputerClub Hamburg)

 

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